Die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Aufgaben und ihre geldpolitischen Instrumente zur Erfüllung der Aufgaben.
Die EZB hat ihren Sitz in Frankfurt am Main, also in Deutschland. Sie ist aber keine deutsche Angelegenheit. Die EZB ist eine europäische Einrichtung. Sie ist entsprechend ihrer Rechtsgrundlage, d.h. entsprechend dem Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der europäischen Währungsunion unabhängig. Keine Regierung und kein Parlament in den europäischen Staaten darf der EZB irgendwelche Anweisungen geben. Auch die europäische Kommission, der Ministerrat und das Europaparlament haben keine Weisungsbefugnis gegenüber der EZB. Die nationalen Zentralbanken (Notenbanken) der europäischen Staaten, in denen der Euro ab 1.Jan.2002 die bis dahin gültigen Landeswährungen ersetzt hat, waren bereits seit dem 1.Jan.1999 nicht mehr selbstständig. Sie wurden der EZB als Filialen unterstellt. Zu den ehemals unabhängigen nationalen Zentralbanken gehört auch die Deutsche Bundesbank.
In folgenden 12 Staaten hat der Euro am 1.Jan.2002 die bis dahin gültigen Landeswährungen ersetzt:
Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Niederlande (=Holland),
Luxemburg, Frankreich, Spanien, Portugal, Irland, Finnland und Griechenland. Griechenland sollte ursprünglich erst später dazukommen, erfüllte die Aufnahmebedingungen (Geldwertstabilität und geringe Staatsverschuldung) in den letzten Jahren vor dem 1.Jan.2002 aber besser als etliche andere Euro-Staaten (u.a. Deutschland). Griechenland gehört deshalb seit dem 1.Jan.2002 ebenfalls zur EURO-Zone.
2. Die Aufgaben der EZB
Die EZB ist dafür verantwortlich, dass der Euro eine stabile (d.h. eine dauerhaft wertvolle) Währung bleibt. Die EZB muss dafür sorgen, dass in den genannten Staaten immer genügend Euro-Geld im Umlauf sein wird, damit die Wirtschaft reibungslos funktionieren kann. Es darf aber nie zuviel Euro-Geld im Umlauf sein, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Preise übermäßig steigen (=Inflation) und der Euro dadurch an Wert verliert.
Des weiteren wickelt die EZB den Zahlungsverkehr zwischen den Geschäftsbanken im Euro-Raum ab, steuert die Wechselkurs-Geschäfte mit Fremdwährungsländern und hält dazu genügend Fremdwährungsreserven. Die EZB arbeitet dabei über ihre Filialen in den verschiedenen Mitgliedsländern eng mit den Geschäftsbanken zusammen. Die in Deutschland zuständige EZB-Filiale ist die Deutsche Bundesbank (nicht zu verwechseln mit der "Deutsche Bank AG").
Die EZB mit ihren Filialen darf keine normalen Bankgeschäfte mit Privatkunden oder Wirtschaftsunternehmen betreiben. Das bleibt auch weiterhin die Aufgabe der Geschäftsbanken (z.B. Commerzbank, Credit Lyonnaise, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Banca di Milano, Raiffeisenbank, Stadtsparkasse Fürth, ...). Die in manchen deutschen Bundesländern noch anzutreffenden Landesbanken haben mit der Europäischen Zentralbank EZB und deren Filialen (den Zentralbanken der Mitgliedsstaaten) nichts zu tun. Diese Landesbanken sind die Dachorganisation der regionalen Sparkassen und gehören zum Bereich der Geschäftsbanken.
3. Die geldpolitischen Instrumente der EZB
Sie werden in drei Hauptgruppen unterteilt:
die "Offenmarktgeschäfte", die "ständigen Fazilitäten"
und die "Mindestreservepolitik".
3.1 Offenmarktgeschäfte
Zu den Offenmarktgeschäften gehören:
3.1.1 Haupt-Refinanzierungsinstrumente
Hierbei gibt die EZB den Geschäftsbanken
mal mehr, mal weniger Kredite mit einer Laufzeit von zwei Wochen gegen Hinterlegung
von Sicherheiten (z.B. Wertpapiere) . Es wird damit (wie früher beim
Wertpapierpensionsgeschäft) der Löwenanteil des Geldvolumens
im Umlauf gesteuert.
3.1.2 längerfristige Refinanzierungsgeschäfte
Die EZB gibt den Geschäftsbanken wie bei
3.1.1 Kredite, jedoch mit einer Laufzeit von drei Monaten. Mengenmäßig
ist dieses Instrument nicht so bedeutend.
Mit beiden Formen der Offenmarktgeschäfte steuert die EZB aktiv den Refinanzierungsspielraum der Geschäftsbanken, indem sie die entsprechenden Zinssätze hinauf- oder herabsetzt und das Volumen kontingentiert (d.h.die Mengen einschränkt).
3.2 Ständige Fazilitäten:
Bei den "ständigen Fazilitäten"
wird das Verhalten der Geschäftsbanken lediglich über einen Soll-Zinssatz
(bei den Spitzenrefinanzierungsfazilitäten) und über einen Haben-Zinssatz
(bei den Einlagefazilitäten) gesteuert, eine Kontingentierung (d.h.
Mengenbegrenzung) wie bei den Offenmarktgeschäften gibt es hier nicht.
3.2.1 Spitzenrefinanzierungsfazilitäten
Dabei erhalten die Geschäftsbanken jeweils
mit der Laufzeit von einem Geschäftstag zu einem vorgegebenen Zinssatz
Liquidität in gewünschter Höhe. (Bei der deutschen Bundesbank
spricht man in diesem Zusammenhang auch von Übernachtkrediten.) Auch
hier müssen Sicherheiten wie Wertpapiere, Wechsel oder Lagerscheine
hinterlegt werden.
3.2.2 Einlagefazilitäten
Hierbei bietet die EZB den Geschäftsbanken
die Möglichkeit, überschüssige Liquidität ganz kurzfristig
("über Nacht") zinsbringend anzulegen. Für die Banken
in Deutschland ist das neu.
3.3 Mindestreservepolitik:
Die Pflicht der Geschäftsbanken, bei der
Zentralbank einen bestimmten Prozentsatz der Kundeneinlagen zu hinterlegen,
ist für die Geschäftsbanken in Deutschland nicht neu. Die Mindestreservepflicht
für Geschäftsbanken gilt seit dem 1.Jan.1999 aber jetzt in allen
Euro-Staaten. Um mögliche Wettbewerbsnachteile gegenüber Banken
außerhalb des Euro-Raumes zu mildern, wird diese Zwangsrücklage
der Geschäftsbanken im Gegensatz zu früher jetzt von der EZB
verzinst. Der Zinssatz orientiert sich dabei an dem der Hauptrefinanzierungsinstrumente.
Dadurch dass die EZB den Mindestreservesatz je nach Inflationsgefahr hinauf-
oder herabsetzt, beeinflusst sie die Möglichkeit der Banken, Kredite
zu gewähren und damit zusätzliches Geld in den Umlauf zu bringen.
(Die frühere Diskont- und Lombardpolitik der bis zum 1.Jan.1999 unabhängigen Deutschen Bundesbank gibt es nicht mehr.)
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Impressum:
http://www.morche-fuerth.de/ezb90605/ezb90605.htm
Letzte Überarbeitung dieser Seite: 11.Apr.2012
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Der obenstehende Text entstand unter Verwendung folgender
Quellen:
SCHUL/BANK 3/99, Informationsdienst für Schule und Lehrer vom Bundesverband
deutscher Banken
sowie verschiedene Zeitungsartikel
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Wenn Sie an weiteren Details zum EURO interessiert sind, hilft Ihnen vielleicht folgende Internet-Adresse:
www.bundesbank.de