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Bologna-Rosenheim 9. Bologna bis Rosenheim
(6½ Tage, 586 km)




Durch die Po-Ebene bis kurz vor Verona

Gestern Nachmittag verließen wir Bologna nach einer zweistündigen Internetsitzung und nach einem Streifzug durchs Zentrum dieser großen und interessanten Stadt in nördlicher Richtung. Die nächsten Kleinstädte waren Pieve di Cento und Cento. In beide gelangt man durch alte Stadt-Tore, und der Ring der früheren Stadtmauern ist noch deutlich auszumachen. In der Mitte zwischen den engen, verwinkelten Gassen gibt es jeweils einen zentralen Platz mit Cafés und Geschäften unter Arkaden. Im etwas größeren Cento fanden wir auch vier sogenannte Internet-Points, jeweils mit einem einzigen Arbeitsplatz. Beim ersten gab es viele Spiele und einen Internet-Explorer, aber keinen Texteditor und keine temporäre Speicher­möglichkeit (USB-sticks waren 2004 noch unbekannt) und keine Zugriffsmöglichkeit auf einen FTP-Server. (Von einem FTP-Server hatte der Betreiber noch nie etwas gehört.) Um die Kiste am laufen zu halten, musste man innerhalb von jeweils 10 Minuten einen Euro in einen Münzautomaten stecken... Der nächste Internet-Point befand sich in einem Laden für Bürogeräte und Telekommunikationsdienste. Der machte aber in wenigen Minuten (um 19:00) Feierabend. Die dritte Stelle nannte sich Internet-Cafe. Hier dröhnte schmerzhaft laute Musik aus großen Lautsprechern und lauter völlig überdrehte Typen wirbelten herum. Ein konzentriertes Arbeiten wäre unter diesen Umständen unmöglich gewesen. Der vierte Internet-Point war einer dieser türkischen Läden mit mehreren Telefonkabinen. In einer der Kabinen gab es einen Internet-PC. Über dessen Ressourcen konnte uns der Ladenbesitzer aber keine Angaben machen. Wie bei jedem der drei zuvor beschriebenen Internet-Points sollte auch hier die Stunde 5 Euro kosten. Wir probierten unser Glück. Innerhalb von 5 Minuten hatten wir festgestellt, dass es auch hier keinen Texteditor keine temporäre Speichermöglichkeit und keine Zugriffsmöglichkeit auf den FTP-Server gab. Damit war eine weitere Bearbeitung der in Bologna unvollendeten Internetseite hinfällig. Der Türke knöpfte uns für unseren erfolglosen 5-minütigen Versuch großzügiger Weise "nur" 2,50 Euro ab... Wir hatten genug von Cento. Schade um die in den Internet-Points vertane Zeit. Diese Zeit hätte wir viel angenehmer in einem der Straßencafes auf dem zentralen Platz dieser wirklich sehenswerten und historisch und kulturell sehr interessanten alten Stadt verbringen können. Schade!

Fiume Po bei Sermide Heute früh gings dann auf ruhigen Nebenstraßen weiter durch die flache fruchtbare Po-Ebene mit ihren vielen Kanälen zwischen üppigen Mais-, Weizen- und Rübenfeldern. Soweit das Auge reicht fruchtbare Felder. Nur ganz selten Mal durch ein kleines Pappelwäldchen unterbrochen. Enlang der Straße immer wieder einzelne Dörfer und viele stattliche Bauernhöfe. Die meisten Höfe bestehen aus großen, sauberen und modernen Gebäuden, oft direkt neben den alten, auch nicht gerade kleinen, heute aber nicht mehr genutzten Höfen. Auwälder wie auf dem Bild rechts gibt es nur in einem breiten Uferstreifen entlang des Po innerhalb der Hoch­wasser­dämme. Im gemütlichen Klein-Städtchen Sermide hinter dem hohen Uferdamm des Po war gerade Markttag. Alle Leute waren etwas auf­ge­kratzt und riesig nett. Wir fühlten uns recht wohl hier. Nach weiteren 25 km durch flaches Ackerland erreichten wir die etwas größere, hübschen Klein­stadt Legnago, die direkt hinter dem hohen Damm der hier schon sehr breiten, wasserreichen und schnell fließenden Adige (=Etsch) liegt.

Ausgiebige Mittagspause in Legnago unter schattenspendenden Bäumen eines zentral gelegenen Parks (in der großen Mittagshitze im Tiefland ist ein Weiterfahren wenig sinnvoll) und anschließend auf einem hübschen, modernen Innenstadtplatz mit Springbrunnen und Blumenbeeten ein sehr guter Cafe freddo (=großer frisch gemachter Cappuccino, der im Shaker mit Eisstücken, die anschließend abgeseiht werden, gekühlt wird). Dann wieder 2 Stunden Internet, um endlich den letzten Bericht zu vervollständigen. Auch hier wieder bei einem Türken. Diesmal aber ein großes helles Geschäft mit angeschlossenem Schnelldruck, Copy-Shop, Verpackungs- und Versand-Service und zwei schnellen und sauberen PC-Arbeitsplätzen neben den lichten Telefonkabinen. Das Ganze für nur 2 Euro pro Stunde bei minutengenauer Abrechnung. Alles blitzsauber, sehr freundlich und absolut korrekt! Später weiter in Richtung Verona durch riesige Obstplantagen, die von der schnell fließenden, wasserreichen Etsch über breite Kanäle großzügig bewässert werden. Der Verkehr wurde, auch auf den kleinen Nebenstraßen, immer dichter je mehr wir uns Verona näherten. Schon 10 km vor dem Beginn der Stadt Verona ist die Bebauung entlang der Straße geschlossen. Gerade noch rechtzeitig vorher fanden wir in einer der großen Obstplantagen einen versteckten Platz fürs Zelt.


Arena in Verona (Zugang zu den Tribünen) Do: Von Verona bis kurz hinter Rovereto

Der Weg hinein nach Verona frühmorgens war absolut problemlos. Viel Verkehr zwar, aber nicht die bei der Fahrt in andere große Städte sonst oft so unangenehme Strecke durch die Vororte mit den großen Plattenbauten und den angespannten sozialen Verhätnissen. Die Innenstadt von Verona selbst ist absolut sehens- und besuchenswert. Nicht nur die große alte Arena (Bild) ist sehr beeindruckend, auch das prächtige Stadttor, die verschiedenen Plätze, die Fassaden um die Piazza delle Erbe (=Gemüse­markt), der Dom und die alte Brücke über die Adige. Am frühen Vormittag, wenn die Scharen der Touristen noch nicht alles verstopfen, ist ein aus­ge­dehnter Spaziergang durch die Innenstadt von Verona ein Genuss - auch für solche Kultur­banausen wie uns.

Etsch-Durchbruch oberhalb von Sant Ambrogio Nördlich von Verona ändert sich die Landschaft grundlegend. Die Berge links und rechts engen das Tal der Adige immer mehr ein. 20 km hinter Verona schließlich winden sich die Adige und die Straße zwischen gewaltigen, hohen, senkrecht abstürzenden Felsen durch eine Schlucht (Bild). Danach wird das Etsch-Tal wieder breit, ist ab jetzt aber zu beiden Seiten flankiert von bis zu 2.000 m hohen Bergen. Eine absolute Genuss-Strecke, zumal auch der Verkehr auf der SS12 schon seit der Engstelle nördlich von Sant Ambrogio deutlich nachgelassen hat. Das Tal ist bis Rovereto noch so breit, dass vom Lärm der stark befahrenen Autobahn auf der anderen Talseite fast nichts zu merken ist. An beiden Seiten des Tals unten am Fuß der Berge schmucke Dörfer mit schlanken, spitzen Kirchtürmen. Der breite Talgrund ist ausgefüllt von riesigen Rebanlagen. In zweieinhalb Meter Höhe bilden sie ein ge­schlosse­nes Dach, unter dem reichlich Trauben hängen. In der großen nachmittäglichen Hitze dann sehr er­fri­schend ein ausgedehnter Aufenthalt im ange­nehm klimatisierten Hallenbad von Ala (trotz sommerlicher Hitze nicht überfüllt - nur Einheimische, keine Touristen!). Bei Rovereto (ca. 40.000 Einwohner) verengt sich das Tal schließlich wieder. Die Stadt zieht sich deshalb etwas in die Länge und erscheint dadurch größer als sie ist. Rovereto bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten, ist aber nicht hässlich und wirkt schon ein wenig alpenländisch.


Dom in Trento Fr: Von Rovereto bis 15 km vor Bozen

Am nächsten Vormittag erreichten wir Trento, eine geschäftige Stadt mit 115.000 Einwohnern. Trento ist eindeutig die wichtigste Stadt der Region. Das Zentrum beim Dom (Bild) ist hübsch und gepflegt. Hier trafen wir zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder auf Radtouristen, viele Radtouristen, und auf einen Radweg entlang der Etsch. Er ist durchgängig asfaltiert, verläuft aber leider zunächst längere Zeit direkt neben der sehr lauten Autobahn und macht anschließend einen weiten Bogen hinüber auf die andere Talseite nach Lavis. Das war nicht schön und zeitraubend. Bis Mezzocorona fuhren wir deshalb wieder auf der SS12, hier leider mit deutlich dich­te­rem Verkehr als vor Trento. Ab Mezzocorona folg­ten wir wieder dem Radweg, diesmal angenehm und zügig auf dem Uferdamm der Etsch. Die riesigen Rebanlagen, die vorher das ganze breite Tal bedeck­ten, werden jetzt immer öfter von großen Obst­plan­tagen abgelöst. Das Tal wird allmählich schmäler. Der Lärm der Autobahn ist deshalb hier immer mehr oder weniger präsent. Ein hübscher kleiner Ort an der Strecke ist Neumarkt/Egna, kräftig und gelungen herausgeputzt für die Touristen. Neumarkt/Egna ist allemal schöner als die meisten vergleichbaren Weinorte am Main oder im Rheingau.


Markttag in Bozen Sa: Bis ins italienische Brennertal zwischen Franzensfeste und Sterzing

Am frühen Vormittag hatten wir Bozen erreicht. Hier wird zwar noch überwiegend italienisch ge­spro­chen, mit seinen engen Gassen, den Arkaden in den Geschäftsstraßen und dem Stil der bemalten Hausfassaden erinnert Bozen aber viel mehr an Salzburg als an die italienischen Städte bisher. Heute war Markttag und die ganze Innenstadt war voller Marktstände und Menschen. Und gefiel's! Ab Bozen ging es dann durchs enge Eisack-Tal weiter in Richtung Brenner. Bis hinauf nach Brixen steigt die Straße kontinuierlich, bleibt aber - auch mit Gepäck - noch immer gut fahrbar. Im tief ein­ge­schnitte­nen Tal rauscht direkt unterhalb der Straße laut und wild der Fluss. Den Radweg auf dem ehe­ma­ligen Bahndamm zwischen Bozen und Ponte Gardena, den uns mehrere freundliche Ein­hei­mi­sche in Bozen angekündigt hatten, gab es nicht (noch nicht?). Erst ab Ponte Gardena, wo eine Straße ins Grödner Tal abzweigt, gab es wieder einen Radweg. Der war aber leider nicht besonders gut (schlechter Belag, unnötig viel auf und ab, schlecht beschildert) und allenfalls für kurze Ausflüge mit Kindern geeignet. Wir wechselten deshalb bald wieder (wie etliche andere Radwanderer auch) auf die Hauptstraße.

Brixen mit seiner historischen Innenstadt ist ordentlich herausgeputzt und gut von Touristen besucht. Die historische Substanz ist jedoch nicht so beeindruckend wie in manchen der alten Städte, die wir in den letzten Wochen kennengelernt haben - auch wenn diese oft nicht ein oder zwei rote Sterne auf der Straßenkarte hatten wie Brixen. Uns fiel auf, dass die Zahl der deutschen und österreichischen Motorradfahrer seit Bozen deutlich zugnommen hatte. Hier in Brixen waren die Cafes voll von ihnen. Die Nähe des Brennerpasses, die gut zu fahrenden Straße neben der Brenner-Autobahn und die Nähe der Dolomiten sind wohl der Grund für den regen (Motorrad-)Tourismus in Brixen.

Gewaltige Festungsanlage Franzensfeste Hinter Brixen, bei Vahrn, gab's dann zum ersten Mal eine kräftige Steigung, aber nur ein kurzes Stück. Hier, kurz vor der Franzensfeste, zweigt die Brennerpass-Straße vom breiteren Haupttal ab, das in östlicher Richtung nach Bruneck weitergeht. Hinter der Engstelle mit der Franzensfeste verläuft die Brennerstraße bis Sterzing fast eben. Die Franzensfeste, ein gewaltiges Bauwerk (Bild), sperrte einst die Engstelle in Richtung Brenner ab. Wie schnell solch teuere "Verteidigungsanlagen" doch ihre Bedeutung verlieren! Gelernt hat man aus diesem teueren Unfug aber wohl immer noch nicht viel.


Die Passhöhe (1364 m) ist erreicht So: Von Italien über den Brenner nach Jenbach im Inntal

Die ersten km hinter der Fraqnzensfeste ist das Eisacktal noch eng. Dann weitet es sich wieder zu einem breiteren Hochtal. In der Kühle des frühen Morgens bei sehr wenig Verkehr eine angenehme Fahrt durch wunderschöne Landschaft! Auch im herausgeputzten Sterzing war um 7:30 noch alles geschlossen und tot. Trotz längerem Suchen war kein Frühstück aufzutreiben. Der Vergleich mit einem geschlossenen Rummelplatz oder Frei­zeit­park drängte sich auf. Erst das kleinere Gossensaß war wir wieder ein normaler Urlaubsort mit normaler Infrastruktur.

Oberhalb von Gossensaß ging's dann für 2 oder 3 km kräftig bergan. Das war's dann aber auch schon. Auf dem letzen Stück bis zum Pass ging's schon wieder recht gemütlich auf fast ebener Strecke dahin. Die Anzahl der Motorradfahrer und auch die der Radtouristen (hauptsächlich mit Rennrad oder Mountainbike, nur gelegentlich Radwanderer mit Packtaschen) hatte inzwischen stark zugenommen. Oben am Brenner dann viel Trubel. Die zahlreichen Tavernen und Andenkenläden sind voller Menschen, auch wenn es heute hier keine Grenzkontollen und keine Wechselstuben mehr gibt. An den Ärger, den es früher oft an dieser Grenze gab, erinnern nur noch die jetzt verfallenden Zollgebäude und Kasernen für die einst zahlreichen Grenzbeamten.

Innsbruck Die 40 km auf der österreichischen Seite bis hinunter nach Innsbruck sind recht angenehm zu fahren: Beeindruckende Landschaft, gute Straße, relativ wenig Verkehr. Von der Autobahn auf den Hangbrücken hoch oben über dem Tal ist meist nichts zu merken. Das Rad flitzt nur so dahin durch die vielen Kurven an den steileren Stücken. Unten im Inntal dann die Stadt Innsbruck mit ihrer beeindruckenden City (Bild). Viele Touristen aus England (wahrscheinlich wegen der günstigen Flugverbindungen hierher) und viele italienische Bustouristen bevökerten an diesem Sonntag­nachmittag die Innenstadt. Aber auch Touristen aus den ehemaligen Ostblockstaaten und aus Japan sind nicht selten.

Hinter Innsbruck ging es dann auf einem guten Radweg bequem und flott weiter durchs breite Inntal. Der Radweg im östereichischen Inntal ist unterhalb von Innsbruck gut asfaltiert und genügend weit von den Hauptstraßen entfernt, um ein angenehmes Radwandern zu ermöglichen. Unangenehm ist nur der allgegenwärtige mehr oder weniger starke Lärm der Autobahn. Er wird uns wohl bis Kufstein begleiten.


Radweg im breiten Inntal bei Jenbach Mo: Jenbach (Austria) bis Rosenheim (D)

Weiterhin ging's ab Jenbach auf gutem Radweg durchs breite Inntal in Richtung Kufstein. Brixlegg und Rattenberg haben uns gut gefallen. Kufstein, kurz vor der Grenze zu Deutschland, war voll von Touristen und Ausflüglern. Kufstein beeindruckt besonders durch seine Lage zu Füßen einer Burg auf einem hohen Felsen über dem Inn. In Anbetracht der vielen Menschen hielt es uns hier aber nicht lange. Die beiden Sehenswürdigkeiten des Ortes, der große Hauptplatz mit seinen Cafes und eine kleine schmale Gasse mit Andenkenläden, hatten wir in 10 Minuten fotografiert - und abgehakt.

Hinter Kufstein wurden die Berge zu beiden Seiten des Inntals immer niedriger und langsam kamen wir ins hübsche bayerische Voralpenland. Die letzten 40 km bis Rosenheim verliefen meist auf dem Uferdamm des inzwischen träge gewordenen Inns. An die Stelle der Berge links und rechts treten jetzt große Auwaldgürtel.

Später in Rosenheim auch wieder viel Leben. Diesmal sind es aber hauptsächlich Einheimische, die hierher zum Einkaufen kommen oder sich in der gemütlichen Innenstadt einen schönen Tag machen. Rosenheim ist eindeutig der zentrale Ort des gleichnamigen Landkreises. Kaufhäuser, gut sortierte Fachgeschäfte und zahlreiche gemütliche Gaststätten und Straßencafes auf dem großen Platz und in den Gassen der Innenstadt - hier kann man einen angenehmen Nachmittag verbringen. Am Abend fuhren wir dann hinüber auf die andere Innseite zu unserer Tochter und unserem Schwiegersohn. Es gefällt ihnen hier im bayerischen Voralpenland genau so gut wie uns!
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