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von Genf nach Perpignan Genf bis Perpignan
(02. - 11. Apr. 2002, 771 km)


ACHTUNG! In Frankreich sind in den letzten Jahren überall Kreis­verkehre gebaut worden, oft zwei­spurig. Es gelten theoretisch die gleichen Verkehrsregeln wie in Deutschland. Praktisch hat sich aber Folgendes eingebürgert: Wer auf der linken (inneren) Spur fährt und nicht blinkt, bleibt meistens (aber nicht immer!) im Kreisverkehr. Wer rechts fährt und nicht blinkt, verlässt fast immer den Kreisverkehr. Als Radfahrer fahren Sie auf der rechten Spur. Unbewußt rechnen alle damit, dass Sie den Kreisverkehr verlassen. Tun Sie als Radfahrer deshalb immer den linken Arm raus, wenn Sie im Kreisverkehr bleiben! Anderenfalls werden Sie über kurz oder lang unweigerlich zusammengefahren.

Zur Strecke:
Genf-Seyssel-Voiron war landschaftlich sehr schön, zunächst Jura und dann Alpenvorland. Weiter bis ca.15 km vor Valence gibt's eine kleine ruhige Nebenstraße erst rechts und dann links der Isere. Spätestens 15 km vor Valence hätte ich nach Süden abbiegen und mich dann auf kleinen Nebenstraßen bis Orange durchschlagen sollen. Ebenso weiter bis Avignon. Auf den beiden Straßen links und rechts der Rhone war sehr viel Verkehr, oft durch ausgedehnte Gewerbegebiete. Auf dem weiteren Weg bis Perpignan gab es immer die Möglichkeit, auf ruhige und oft landschaftlich reizvolle Nebenstrecken auszuweichen.

Syssel Syssel, erste Kleinstadt an der Rhône in Frankreich

In Genf hatte ich zunächst ein Problem: Ich wollte ja eigentlich der Rhône folgend nach Süden. Die Rhône durchbricht unterhalb von Genf den Jura, einen hohen Bergzug mit immer noch viel Schnee auf den Gipfeln. Laut Karte geht die Straße aber nicht am Fluss entlang. Wahrscheinlich ist der Durchbruch zu eng. D.h. aber dann wohl hoch hinauf, oder? Umfragen unter Radfahrern in Genf ergaben zunächst nur Ratlosigkeit. Die zahlreichen Radfahrer hier bleiben offenbar lieber in der Schweiz, dem Land mit den vielen gut ausgebauten Radwegen. Erst eine junge Frau mit 12-jährigem Sohn wusste Bescheid. Nein, nicht die Straße entlang der Rhône sollte ich nehmen, weil es da hinter dem Durchbruch in Frankreich viel auf und ab geht. Viel besser sei der gerade Weg über Malpas. Der Tip war goldrichtig, vielen Dank nochmals! Tatsächlich ging es dann über St.Julien bis Viry kaum merklich bergauf. Ab Viry auf einer relativ ruhigen Straße noch 3,5 km kerzengerade bergan mit erträglicher Steigung und schon ist die größte Höhe erreicht. Weiter geht's nur noch bergab, zunächst flott durch weite Kurven und später gemütlich ein waldreiches Tal entlang bis Seyssel an der Rhône.


Defile du Grossey Defile du Grossey an der D520 kurz vor der Abfahrt nach Voiron im Tal der Isère

Auch weiterhin waren Straße und Verkehr angenehm. Der kürzeste Weg hinüber zur Isere über den Lac d'Aiguebelett ist ruhig und landschaftlich reizvoll, geht aber zunächst von 230 m hinauf auf 450 m. Trotzdem eine Genuss-Strecke. Auf dem weiteren Weg besonders reizvoll die Fahrt durch die Schluchten Georges de Chailles und Defile du Gr. Crossey. Die dann folgende kleine Stadt Voiron bietet Geschäfte aller Art und eine breite Promenade mit Cafés und Restaurants.


Isere Breites Tal am Unterlauf der Isère

Auf dem weiteren Weg im breiten Tal der Isère in Richtung Valance merkt man dann, dass Frankreich hier kein Land für Radwanderer ist. Teilweise kann man auf ruhige Nebenstraßen ausweichen, oft aber muss man den stark befahrenen Hauptstraßen (ohne befahrbaren Seitenstreifen) folgen. Radwege sind hier weitgehend unbekannt. Als hilfreich erwiesen sich die Michelin-Karten 1:200.000. Sie sind sehr genau und zuverlässig. Die roten Straßen auf der Karte sollte man nach Möglichkeit meiden.

Die Stadt Valance an der Mündung der Isère in die Rhône hat alles, was zu einer attraktiven Großstadt gehört: Fußgängerzone, Straßencafés, Parkanlage, aber auch große Vorstadtbezirke mit sehr viel Industrie und breiten stark befahrenen Straßen, vielen großen unübersichtlichen Rond Points (Kreisverkehr) und entsprechend kaputter Natur.


Rhône Entlang der Rhône südwärts

Weiter entlang der Rhône empfiehlt sich das westliche Ufer. Die rote Straße hier (diesmal unvermeidlich) ist kleiner und etwas weniger stark befahren als die Straße auf der Ostseite der Rhône.


Orange Römischer Triumphbogen in Orange

Die nächste interessante, aber stark touristisch ausgerichtete Stadt ist Orange mit dem Triumphbogen und dem antiken Theater aus der Römerzeit.


Avignon Le Pont d'Avignon

Avignon ist zwar reiner Massentourismus. Aber man sollte es nicht auslassen. Nicht nur die berühmte Brücke, die mitten in der Rhône endet, sondern vor allem der alles überragende riesige Papstpalast aus dem Mittelalter und die vollständig erhaltene Stadtmauer sind sehenswert.


Pont du Gard Le Pont du Gard

Die nächste sehr beeindruckende und lohnende Sehenswürdigkeit ist der mächtige Pont du Gard, das ehemalige Aquädukt über das Tal des Flusses Gard. Hierher lohnt auch ein Umweg. (Schön gelegener Campingplatz am Südufer des Flusses Gard, ca. 500 m unterhalb des Bauwerks.)


Aigues Mortes Aigues Mortes

Auch Aigues Mortes, jenes Städchen in der Provence, das noch ganz von seiner mächtigen mittelalterlichen Mauer umgeben ist, sollte man nicht auslassen. Von hier aus haben sich vor rund 1000 Jahren die Kreuzritter nach Palästina eingeschifft. Heute liegt es etliche km vom Meer entfernt in der weiten Ebene der Camarque, weil das flache Ufer hier allmählich verlandete.

Der weitere Weg in das nahe gelegene Nîmes hat sich leider nicht gelohnt. Die Anfahrt in diese große hektische Stadt und später der Weg aus ihr hinaus sind per Rad ein Horror, viel zu aufwändig für die wenigen Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum (Arena und Reste eines kleinen römischen Tempels).


La Grand Motte Strand bei La Grand Motte

Grau-de-Roi, La Grand Motte, Sete, Adge, lauter interessante Ziele mit breitem Sandstrand an der Küste. Béziers , die Hauptstadt der Region, ist von der Küste her über einen recht schönen Radweg entlang des Kanal du Midi zu erreichen (Radweg ist in der Michelin-Karte 1:200.000 eingezeichnet).


Kanal bei Narbonne Radweg entlang des Kanals von Narbonne nach Port-la-Novelle

Narbonne, die nächste große Stadt im Languedoc, hat mir von den ganzen Städten hier im Süden am besten gefallen. Außerdem gibts ab hier einen sehr reizvollen Radweg entlang eines Kanals quer durch einen riesigen Etang bis Port Novelle. (Ebenfalls in der Michelin-Karte 1:200.000 eingezeichnet.)


Port Leucate Hafeneinfahrt von Port-Leucate bei Starkwind aus Südost

Auch weiterhin geht's durch viele Badeorte an der Küste, wenn man will immer auf Nebenstraßen. Bei mir hat allerdings an der Küste der Schirokko mit 7 - 8 Bf geweht und in Perpignan (der letzten großen attraktiven Stadt hier im Süden) regnete es danach in Strömen. Aber das ist hier in Südfrankreich eher die Ausnahme.
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