Tarifa/Spanien bis Lisboa/Portugal (13. - 23. Mai 2002, 811 km) Viele km Sandstrand bei Tarifa Bei Tarifa, dem südlichsten Ende Europas, erstreckt sich über viele km ein weiter Sandstrand - bisher noch fast unbebaut. Weites Schwemmland am Unterlauf des Guadalquivir Westlich von Cadiz und Jerez stößt man auf das riesige Schwemmland am Unterlauf des Guadalquivir. Bei Sanlucar de Barrameda mündet er in den Atlantik. Ebbe und Flut laufen hier ca. 80 km den Fluss hinauf bis nach Sevilla. Kleinere Seeschiffe (KüMos) fahren auf dem Fluss in die alte Seehandelsstadt tief im Landesinneren. Die einzige Möglichkeit, unterhalb von Sevilla über den Fluss zu kommen, ist die Autofähre bei Coria del Rio (wenige km unterhalb von Sevilla, gut 70 km von der Küste entfernt). Die Fähre bei La Senuela, die auf vielen neueren Karten noch eingezeichnet ist, existiert schon seit mindestens 15 Jahren nicht mehr! Außerdem gibt es auf der Westseite des Flusses heute ein großes Naturschutzgebiet, das nur noch unter der Aufsicht von Führern betreten werden darf. Wallfahrer zu Fuß ... Nach der Überquerung des Guadalquivir bin ich auf dem Weg zurück zur Küste nichtsahnend in eine Wallfahrt (romeria) geraten. Solche Wallfahrten finden hier in der Zeit vor und nach Pfingsten zu verschiedenen Plätzen statt. Gruppen aus den Städten und Dörfern in bis zu 60 km Entfernung reisen dabei mit Pferdewagen und Traktoren oder Geländewagen mit Anhängern zu "ihrer" Wallfahrtskirche. Die Wagen sind entsprechend der Landessitte geschmückt, die Wallfahrer in schicker andalusischer Tracht. Man bereitet sich monatelang vor und die Atmosphaere ist einmalig. ... und zu Pferd Mit einem normalen PKW kommt man durch den tiefen Sand auf den Anfahrtswegen nicht durch. In El Rocio Am Ziel der Wallfahrt kommen oft mehrere 10.000 Menschen zusammen. Vorbereitung zum Kirchgang Nach der Übernachtung in einem der großen Lager am Rande des Städtchens zieht man in ernsthafter Andacht frohen Mutes zur Wallfahrtskirche. Atlantikküste zwischen Guadalquivir und Huelva Mich führte der Weg weiter nach Westen durch das große Waldgebiet auf den hohen Dünen hinter dem endlosen Sandstrand bis nach Huelva. Dort bog ich dann ins Landesinnere ab in Richtung Lisboa/Lissabon(Portugal). ... wenn die wüssten, wozu sie gezüchtet werden. Auf meinem Weg weiter nach Westen bin ich auch an einer der großen Stierzuchtfarmen vorbeigekommen. Einen der Stierkämpfe (Corridas) habe ich beobachtet. Er wurde an einem Sonntagnachmittag im Fernsehen übertragen. (In den Bars und Cafes hier läuft praktisch immer ein an der Wand aufgehängtes Fernsehgerät.) Es war eine große Veranstaltung mit einem berühmten Torrero, großen kräftigen Stieren, mehreren zehntausend Zuschauern auf den Rängen und offenbar auch viel Prominenz, meist ältere Herren mit oder ohne Gemahlin. Zunächst wurde ein Stier in die Arena getrieben. Er blickte etwas verunsichert in die Runde und wollte offensichtlich am liebsten wieder zurück. Dann erschienen mehrere Hilfstorreros (peones), wedelten mit roten Tüchern (capas), die an einem Stock befestigt waren, und spießten spitze Stöcke mit Wimpeln in den Nacken des Stiers. Dieser wurde jetzt ärgerlich und ging mit gesenktem Kopf auf die Provokateure los, die daraufhin geschwind in einem schmalen Durchschlupf hinter einer stabilen Holzwand verschwanden. Manchmal stolperten sie auch und fielen hin. Dann wurde der verwirrte Stier eifrig von anderen tücherschwingenden Hilfstorreros weggelockt. Als nächstes erschienen zwei dick gepolsterte Reiter (picadores) mit Lanzen auf dick gepolsterten Pferden in der Arena. Ziemlich plump stachen sie immer wieder mit ihren Lanzen auf den Stier ein. Dieser geriet jetzt zusehends in Panik und drängte die Pferde, die wegen ihren großen Scheuklappen nicht recht wussten was mit ihnen geschah, gegen die Balustrade bis ihn die Hilfstorreros und der andere verpackte Reiter wieder ablenkten. Der Stier war in seiner Panik inzwischen schon recht abgekämpft und atmete schwer und Speichel geifernd. Eigentlich wollte er nur noch seine Ruhe. Aber nun erschien der Ober-Torrero (Matador) auf der Bildfläche und schüttelte immer wieder seinen Stock mit dem roten Tuch bis der Stier eher widerwillig als wild versuchte, das auffällige ärgerliche Tuch zu verscheuchen. Der Matador ließ den Stier geschickt in das Tuch laufen und eine Blaskapelle spielte eine Fanfare. Das Publikum applaudierte und die prominenten älteren Herren blickten souverän. Nach etlichen weiteren Ationen mit dem roten Tuch (der Stier war inzwischen schon sehr außer Atem und wollte eigentlich nicht mehr) ließ sich der Ober-Torrero einen kräftigen Degen reichen, prüfte seine Schärfe und rammte ihn dem Stier bei dessen nächstem Angriff tief zwischen die Schulterblätter. Der Stier fiel jetzt aber nicht einfach tot um. Nein, er stand nur etwas verdutzt und schwer schnaufend da und wusste nicht wie ihm geschah. Auch der Ober-Torrero stand ziemlich ratlos da und wusste anscheinend auch nicht, was er jetzt machen sollte. Im Publikum erhob sich nach ein bis zwei Minuten ein gellendes Pfeifkonzert und die Blaskapelle schwieg. Die älteren prominenten Herren schauten wichtig und bedeutungsvoll und die Gattinen schrumpften daneben zur Bedeutungslosigkeit. Nach einiger Zeit ging ein Zittern und Schütteln durch den Stier. Sein Rücken bäumte sich viele Male zuckend auf und das Publikum beruhigte sich. Dann endlich ging der Stier in die Knie und fiel schließlich um. Das Publikum applaudierte begeistert, die Blaskapelle spielte gleich mehrere Fanfaren. Der Torrero verbeugte sich und verließ mit stolz erhobenem Haupt die Arena. Der Stier? Ihm wurde ein Seil um die Hörner geschlungen, vor welches zwei Pferde gespannt waren. Mit diesem Seil wurde der Kadaver unbeachtet aus der Arena geschleift. Das gleiche Schauspiel vollzog sich dann bei einem zweiten und einem dritten Stier. Der einzige Unterschied bestand in der Farbe der Stiere. Nach dem dritten Stier bin ich aufgestanden und gegangen. Übrigens: Auch die meisten Spanier in der Bar zeigten wenig Interesse für die im Fernsehen übertragene Corrida. Fußball interessierte sie mehr. Nachträglicher Hinweis: Michelin / Spanien, Balearen und Kanarische Inseln / ISBN 2-06-252502-8 Dumont / Andalusien / ISBN 3-7701-2636-x Die Qualität dieser beiden Reisefürer habe ich erst nach der Reise richtig erkannt. Ich hatte aus Gewichtsgründen den Führer von Marco Polo mitgenommen. Der enthält zwar einige recht schöne Bilder. Die Informationen sind aber so verkürzt und oberflächlich, dass sie nichts bringen. 99 % der zahllosen aufgeführten Orte, bei denen meistens nicht viel mehr als ein allgemeiner Hinweis auf einige Unterkünfte, Restaurants und Ausflugsziele in der Umgebung steht, besucht man ohnehin nicht. Und die wenigen spanischen Vokabeln im Anhang ersetzen kein Taschenwörterbuch. Die Mitnahme des Marco-Polo-Führers (und den für den geringen Nutzen viel zu hohen Kaufpreis) hätte ich mit sparen können. Mindestens einen der oben empfohlenen Reiseführer und ein gutes Taschenwörterbuch sollte man aber mitnehmen. (Schon in Deutschland kaufen!) ... an der Grenze Spanien/Portugal gab es außer einer großen Souvenier- und Imbissbude noch LKW-Kontrollen(!) ... Getreidefelder mit Korkeichen in Portugal An der Grenze zu Portugal ist es im Landesinneren hügelig wie bei uns im Mittelgebirge. Große Flächen sind von Getreidefeldern und Korkeichen bedeckt. Im Vergleich zu Spanien wirkt Portugal insgesamt sauberer, aber auch etwas rückständig und "kleinkarriert". Von diesem Palast aus wurde einige Jahrhunderte lang die halbe Welt regiert Evora, eine Art portugiesisches Rothenburg o.T., war im "goldenen Zeitalter" Portugals die Hauptstadt eines Weltreichs und Residenz der portugiesischen Könige. Reisfelder im Tiefland südlich von Lisboa/Lissabon In den flachen Tälern in Richtung Küste findet man hier in Portugal auch Reisfelder. Lisboa/Lissabon, riesengroße Hauptstadt Portugals Kurz vor dem Mündungstrichter des Tejo ändert sich das vorher überwiegend ländliche Portugal grundlegend. Schon südlich des Tejo gibt es mehrere lebhafte Städte mit viel Verkehr. Um von Süden her nach Lisbo/Lissabon zu gelangen, muss man als Radfahrer mit einer der Personenfähren von Montijo oder Barreiro aus über den mehrere km breiten Mündungstrichter des Tejo übersetzen. Die zwei großen Brücken über den Tejo sind autobahnartig ausgebaut und für Radfahrer gesperrt.
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