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Lissabon-Santigo
Lissabon/Portugal bis Santiago de Compostela/Spanien
(24. Mai  - 04. Juni 2002, 778 km)

Von Lissabon aus führte meine Route end­gültig wieder nach Norden, im Prinzip immer ent­lang der Atlantik­küste. Allerdings sieht man hier auf dem größten Teil der Strecke nur gelegentlich etwas vom Atlantik. Meistens geht es durch landwirtschaftlich genutztes flaches oder hügeliges Binnenland. Hin und wieder kommt man auch durch hübsche, gepflegte Klein- und Mittelstädte oder Badeorte mit Geschäften aller Art, Cafes, Fußgängerzonen und manchmal auch mit richtiger Strandpromenade. Von den fast 200 km zwischen Caldas da Rainha und Aveiro kann man etwa 2/3 auf einer kleinen Nebenstraße durch den einsamen, schier endlosen Kiefernwald hinter den Stranddünen zurücklegen. Lediglich im Einzugsbereich der großen Städte, insbesondere Lissabon, Porto und Vigo(Spanien), ist der hektische Verkehr auf den stark befahrenen Straßen sehr nervenaufreibend.

In Portugal wird insgesamt recht agressiv, rechthaberisch und für die Staßenverhältnisse zu schnell gefahren. So krass habe ich das zwischen Nordkap und Gibraltar eigentlich nur noch in Deutschland erlebt. An das gelassene "Leben und Leben lassen", das ich auf den Straßen Südspaniens kennen gelernt hatte, denkt man hier manchmal wehmütig zurück. Insofern kann ich die potugalerfahrenen Radwanderer aus verschiedenen europäischen Ländern gut verstehen, die ich hin und wieder zwischen Lissabon und Vigo traf. Viele davon haben schon mehrere Touren durch Nordportugal gemacht und bevorzugen inzwischen das zwar bergige, angeblich aber landschaftlich sehr schöne Landesinnere mit seinen verkehrsarmen Strecken.



Lissabon Einer der vielen alten Paläste in Lissabons Centrum

Lisboa (=Lissabon) bildet zusammen mit einigen angrenzenden Gemeinden heute ein riesiges Stadtgebiet mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern. Das ganze Gebiet ist durch große steile Hügel stark zergliedert und es fällt schwer, nicht die Orientierung zu verlieren. Lissabon ist die Hauptstadt Portugals und hat in der Innenstadt viele schöne Plätze und beeindruckende Paläste aus früheren Jahrhunderten. Die Paläste waren einst die Zentralen der weltweit agierenden großen portugiesischen Handelshäuser. Lissabon ist auch heute noch eine echte Weltstadt. Dominierende kulturelle Höhepunkte wie in Granada, Cordoba oder Sevilla habe ich nicht gefunden. Dazu wäre schon ein längerer Aufenthalt nötig gewesen. Ein Tag reicht für diese Stadt eigentlich nicht aus.



Cabo da Roca, westlichster Punkt Europas Cabo da Roca, westlichste Ecke des europäischen Festlandes

Cabo da Roca ist mit 9 Grd 33 min westl.Länge der absolut westlichste Punkt Europas. Ein etwa 200 m hoher Bergrücken bricht hier abrupt ins Meer ab. Davor und dahinter erstrecken sich endlose breite Sandstrände - sehr beeindruckend das Ganze. Um dorthin zu gelangen, muss man aber erst mal aus Lisboa/Lissabon rauskommen: Entweder durch viele unübersichtliche Vorstädte auf und zwischen steilen Hügeln oder besser gleich auf der sehr stark befahrenen vierspurigen, engen Küstenstraße ohne Randstreifen. Erst hinter Cascais entspannt sich die Situation für den Radfahrer.



endloser Sandstrand am Atlantik Endloser Atlantikstrand

Nördlich von Cabo da Roca erstreckt sich bis kurz vor Porto ein endloser, oft einsamer Sandstrand, der nur gelegentlich durch steile Hügel, ruhige Seebäder oder mittelgroße Städte an den seltenen Flussmündungen unterbrochen wird.



Auf dieser Strecke bleiben Radfahrer unter sich Kleine Nebenstraße durch den Wald hinter den Dünen am Atlantik

Von Nazare bis Espinho (südlich von Porto) verläuft über etwa 180 km eine kleine Nebenstraße durch den endlosen Kiefernwald hinter den hohen Dünen am Strand. Sie wird nur durch die Städte Figuera da Foz und Aveiro (dort Personenfähre mit Fahrradmitnahme nach Jacinto) unterbrochen. Diese kleine Straße durch den langen schönen Wald hat leider nur eine sehr schlechte Asphalt-Decke, und in den Dunas de Quiaios ist sogar eine eingestürzte kleine Brücke weiträumig zu umfahren oder auf andere Art mühsam zu überwinden. Für den Radwanderer ist die Route trotzdem zu empfehlen.



Brücke mit zwei Ebenen in Porto Brücke über den Douro mitten in Porto

Nach gewissen Orientierungsproblemen bei der Einfahrt in Großstadt Porto (die autobahnartigen Haupt-Einfallstraßen sind hier wieder mal für Radfahrer gesperrt) steht man plötzlich vor dem tief eingeschnittenen Tal des Douro, der bei Porto ins Meer mündet. Die Brücke über den Douro hat zwei Ebenen, eine unten über dem Wasser und eine in schwindelnder Höhe.



Abends am Douro in Porto Abendstimmung am Douro mitten in der Großstadt Porto

Der Abend in Porto hat mir sehr gut gefallen. Angenehme Bars und Cafes am Südufer des Douro, stilvolle Weinkeller am steilen Nordufer der Innenstadt - hier lässt sich's leben! Natürlich war die Fahrt in die Stadt und später wieder aus ihr heraus mit dem Fahrrad auch hier wieder sehr nervenaufreibend; Porto ist nicht gerade klein (400.000 Einwohner in Porto-Stadt, 1.500.000 Einwohner im Großraum Porto). Trotzdem habe ich den Besuch von Porto genossen.



Felsenküste bei Viana do Castelo Felsenküste im Norden Portugals

Nördlich von Porto ändert sich die Küstenlandschaft grundlegend. Steile Granithügel, meist dicht bewachsen, reichen bis ans Meer und lösen den endlosen Sandstrand ab.



Durch den Bergwald an der Küste Eukalyptuswald an der Küstenstraße bei Pontevedra

Auf der Küstenstraße geht es jetzt häufig auf und ab, oft durch dichte, vor Feuchtigkeit triefende Wälder.



Die Kathedrale in Santiago Kathedrale in Santiago de Compostela

Nach weiterem Auf und Ab im grünen Inland (die Landschaft hat hier eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bergischen Land zwischen Remscheid und Wuppertal oder mit dem Hessischen Bergland) gelangt man schließlich nach Santiago de Compostela, einer lebhaften Stadt mittlerer Größe. In der eng bebauten, ausgedehnten Altstadt auf der Anhöhe über der Neustadt findet man die imposante Kathedrale. Sie ist auch innen sehr beeindruckend mit ihren gewaltigen romanischen Bögen und Kuppeln und ihrem riesengroßen, ganz mit Gold und Silber verkleideten Altar.
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