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Weg bis Carqueiranne 3. Mailand bis Carqueiranne
(7 Tage, 583 km)

Flache Po-Ebene hinter Mailand, dann durch die Ligurischen Alpen an die Riviera und an der Küste entlang nach Carqueiranne in Frankreich (= kurz vor Toulon).

ACHTUNG! In Frankreich sind in den letzten Jahren überall Kreis­verkehre gebaut worden, oft zwei­spurig. Es gelten theoretisch die gleichen Verkehrsregeln wie in Deutschland. Praktisch hat sich aber Folgendes eingebürgert: Wer auf der linken (inneren) Spur fährt und nicht blinkt, bleibt meistens (aber nicht immer!) im Kreisverkehr. Wer rechts fährt und nicht blinkt, verlässt fast immer den Kreisverkehr. Als Radfahrer fahren Sie auf der rechten Spur. Unbewußt rechnen alle damit, dass Sie den Kreisverkehr verlassen. Tun Sie als Radfahrer deshalb immer den linken Arm raus, wenn Sie im Kreisverkehr bleiben! Anderenfalls werden Sie über kurz oder lang unweigerlich zusammengefahren.


Seltenheit in Italien: Radweg Sa, 15.5.: Mailand bis Ottobiano (obere Po-Ebene)

In der Früh fuhren wir noch einmal zurück in die Stadt Mailand, wo uns Fritzi, Oliver und Söhnchen Lorenzo mit einem üppigen Frühstück ver­wöhn­ten. Oliver arbeitet z.Zt. hier. Von ihm be­ka­men wir auch den Hin­weis auf ei­nen Rad­weg, der ent­lang ei­nes al­ten Ka­nals vom Mai­län­der Zen­trum 25 km nach Westen bis Abbiategrosso führt. Der Tip war gut!

Kurz vor dem Ende des Radwegs in Abbiategrosso machte uns später ein Italiener mit Rennrad noch den Vorschlag, einen kleinen Bogen über Morimondo zu fahren. Wir fanden in Morimondo eine sehr be­ein­drucken­de Backsteinkathedrale von Leonardo da Vinci. Dazu eine kleine informative Ausstellung über die ursprüngliche Abtei an diesem Ort und ihre Entwicklung bis hin zum Bau der Kathedrale. Der Umweg hat sich gelohnt.

Vigevano: Woanders vielleicht ein Weltkulturerbe! Von Morimondo fuhren wir weiter nach Vigevano mit dem historischen Stadtzentrum (Bild), absolut sehens­wert!.

Danach ging es über ruhige Nebenstraßen durch flaches Land (obere Po-Ebene) mit kleinen Wäldchen und vielen Reisfeldern. Hier sprießten jetzt, Mitte Mai, überall die zarten Triebe der Reispflänzchen wie dünne Grashalme aus dem flachen Wasser.



Brücke über den Po So, 16.5.: Durch die Po-Ebene und den Anfang der See-Alpen hinter Acqui Terme

Weiter gings durch flaches Land mit Reisfeldern, dann durch einen breiten Auwaldgürtel und schließlich auf einer großen Brücke über den Po. Hinter dem Po ein waldreicher Höhenzug und dann wieder weites, flaches Bauernland mit der weiträumigen und an diesem Sonntagvormittag außergewöhnlich verschlafenen Stadt Alessandria. Das Wichtigste in dieser Stadt scheint der große Eisenbahnknotenpunkt zu sein und eine große Universität. Beide wirkten heute am Sonntag wie ausgestorben. Ab Alessandria folgten wir dem zunächst noch sehr breiten Tal des Bormido bis Acqui Terme, einer großen, attraktiven Bäderstadt voller Trubel. Dann rücken die Hügel zu beiden Seiten des Tals immer weiter zusammen und einige km oberhalb von Acqui Terme fanden wir in der Nähe des Zusammenflusses der beiden Bormidozweige wieder einen versteckten Platz fürs Zelt auf einer kleinen Terrasse zwischen der Straße und dem Steilufer des Bormido di Spingo.


Fast wie im Allgäu: Bardineto Mo, 17.5.: Über die See-Alpen nach Alassio an der Riviera

Zunächst folgten wir dem östlichen Zweig des Bor­mi­do bis Cairo di Monte­notte (ein klei­ner Zwi­schen­stop lohnt hier). Dann wech­sel­ten wir über den Hö­hen­rücken nach Mille­si­mo zum west­li­chen Bor­mi­do-Zweig. Auf der Kar­te nur ein klei­nes Stück, tat­säch­lich aber eine lan­ge, kräfte­zeh­ren­de Klette­rei. Vielleicht hätte man gleich den etwas längeren Weg entlang des west­li­che­ren Bormido di Millesimo nehmen sollen. Die anschließende Strecke zum Quellgebiet des Bor­mi­do di Millesimo oberhalb von Calizzano und Barnideto war angenehm zu fahren, wenig Ver­kehr und kaum merk­lich der Anstieg entlang des munteren Flüsschens. Calizzano hat uns besonders gut gefallen. Es erinnerte uns an eine gepflegte Kleinstadt im Sauerland. Barnideto im Bormido-Quellgebiet mit den großen, amlartigen Wiesen (Bild) ist deutlich kleiner. Jetzt im Mai sind hier die meisten Lokale und Geschäfte noch geschlossen. Im Sommer, wenn die Urlauber von der überfüllten, heißen Mittelmeerküste hier herauf flüchten, muss hier aber einiges los sein.

Tief unten liegt Borghetto Auch das letzte Stück zum mehr als 800 m hohen Pass war noch gut zu fahren. Dort bot sich uns dann ein überwältigender Anblick. Tief un­ter­halb der wild zer­klüf­teten Felsen lag ganz klein an der Küs­te die Stadt Borghetto. Die anschließende rasante Abfahrt in der Abendsonne führte wieder über zig Serpentinen und war geprägt von ständig wech­seln­den Ein­drücken. Unten hatte uns der Trubel wieder. Die Fahrt durchs abendliche Ceriale und Albenga war jetzt im Mai aber noch recht angenehm.


Alassio Di, 18.5.: Entlang der italienischen Riviera nach Menton (Frankreich)

Der aus dem ADAC-Campingführer ermittelte Campingplatz M.& M. eingangs Alassio war ein Flop. Die vielen anderen nicht aufgeführten Plätze hier an der Küste wären wahrscheinlich besser gewesen. Sehr schön dann die Fahrt entlang der italienischen Riviera von Alassio (Bild) bis Imperia. Hinter Imperia wird die Küste flacher, stark zersiedelt und weniger attraktiv. Erst Ventimiglia ist wieder interessant.

An der Grenze nach Frankreich Schön ist auch die weitere Strecke von Ventimiglia durch mehrere Tunnels nach Frankreich. Das gepflegte Menton entschädigte uns für die vorangegangenen unschönen km zwischen Imperia und Ventimiglia. Und mit dem Campingplatz Fleur de Mai in einem grünen lauschigen Tal kurz oberhalb von Menton fanden wir den bisher schönsten Platz überhaupt. (Nachtrag 2006: Dieser Platz wurde inzwischen leider geschlossen. Über den zweiten Campingplatz in Menton, den kommunalen, können wir nichts sagen, weil wir ihn nicht kennen.)


Monte Carlo Mi, 19.5.: Von Menton über Monaco und Nizza bis Cannes

Seit der Grenze nach Frankreich ist die Küste dicht bebaut. Eine Küstenstadt geht in die andere über. Monte Carlo kannten wir von mehreren Besuchen vor etwa 25 Jahren. Es hat sich seitdem sehr verändert. Jetzt erinnerte uns Monaco irgenwie an Lower Manhattan. Wer's mag... Unten beim Casino und Hafen war wegen dem bevorstehenden Autorennen alles gesperrt, und wegen der meterhohen Leitplanken-Wände war ohnehin nichts zu sehen. Nur teilweise reizvoll blieb auch die weitere Strecke durch dicht bebautes Gebiet bis nach Nizza.

ACHTUNG! In Frankreich sind in den letzten Jahren überall Kreisverkehre gebaut worden, oft zweispurig. Es gelten theoretisch die gleichen Verkehrsregeln wie in Deutschland. Praktisch hat es sich aber einge­bür­gert, dass die meisten den Kreisverkehr OHNE Blinken verlassen, manchmal sogar von der inneren Spur. Tun Sie deshalb immer den linken Arm raus, wenn Sie im Kreisverkehr bleiben!

Strandpromenade in Nizza Sehr beeindruckend und mit einem ganz eigenen Charm präsentierte sich uns der weite Bogen des Strandes und die breite, lange Strandpromenade vor der Kulisse der Großstadt Nizza. Von Nizza bis Cannes quälten wir uns weiter auf einer stark befahrenen Straße zwischen einer Bahnlinie und dem flachen, langweiligen Strand, lt. Karte eine Nebenstraße! In Cannes, ebenfalls eine Großstadt, erlebten wir schließlich den absoluten Verkehrskollaps. Nichts ging mehr, weder auf der breiten, aufgeständerten Hochstraße über den Dächern des Stadtzentrums noch in den Straßen der engen Innenstadt mit ihren vielen Geschäften. Sogar mit dem Fahrrad gab es fast kein Durchkommen mehr. Von den Filmfestspielen, die hier angeblich gerade stattfanden, war nichts zu sehen. Allenfalls ein paar Leute mit Namensschildern am Jackett - wie bei jedem x-beliebigen anderen Kongress auch. Wir waren heilfroh, als wir am späten Nachmittag endlich aus diesem Chaos raus waren und flüchteten uns auf den nächsten Campingplatz. Dort merkten wir dann bald, dass der Verkehr auf der Autobahn, die nicht weit hinter dem Campingplatz vorbeiführte, an diesem Abend leider nicht zusammengebrochen war.


Corniche de l' Esterel Do, 20.5.: von Cannes nach Port Grimaud

Wenige km hinter Cannes beginnt die Corniche de l' Esterel (Bild) mit ihrer kleinen gewundenen Küstenstraße. Endlich wieder ein schöner und ruhigerer Abschnitt - besonders am Morgen, wenn die Temperatur noch angenehm und der Verkehr noch besonders schwach ist. Später hinter Frejus gab es einen ruhigen und guten Radweg, der etwas landeinwärts auf einem ehemaligen Bahndamm zwischen St.Aygulf und San-Peïre-sur-Mer angelegt ist. An der Küste selbst ist ab Frejus alles zugebaut und es herrscht dichter Autoverkehr und viel Trubel. Bis San-Peïre-sur-Mer blieb uns das durch den Radweg erspart. Danach jonglierten wir wieder durch den km-langen Stau auf der Küstenstraße. In Port Grimaud stießen wir schließlich auf mehrere ordentliche Campingplätze in dem breiten Gürtel zwischen der Küstenstraße und dem flachen Sandstrand. Der sehr starke Verkehr auf der Küstenstraße ließ am späteren Abend deutlich nach und wir hatten eine gute, ruhige Nacht.


Fr, 21.5.: Über Cogolin durchs Binnenland nach Hyeres und Carqueiranne

Der starke Verkehr an der Küste ließ ein genussvolles Radwandern wieder nicht zu. Wir wählten deshalb für unseren weiteren Weg die N98 durchs Hinterland. Sie führte uns zuerst nach Cogolin und dann durch ein langes, idyllisches Tal mit Wiesen, Weingütern und Wald. Erst 30 km später, einige km hinter Le Lavandou, trifft diese Strecke wieder auf die Küstenstraße. Auf den letzten 15 km vor Hyeres, auf denen der starke Verkehr der Küstenstraße wieder alles verdrängt, gabs zum Glück einen ordentlichen Radweg. Hyeres: Hübsch, angenehm, "große Kleinstadt" mit historischem Kern, viel los, alle Einkaufsmöglichkeiten, eigenes Stadttheater, Spielcasino, Palmenalleen, Straßen mit Blumenschmuck und NICHT vollständig vom Tourismus beherrscht. Auf den letzten km entlang der Küste zwischen Hyeres und Carqueiranne (die Überleitung des Verkehrs von der Küstenstraße zur weiter im Landesinneren verlaufenden Autobahn schafft ab Hyeres spürbare Entlastung) konnten wir noch die Flamingos in den Salinen und die Kunststücke der Windsurfer vor dem weiten Strand der flachen Landbrücke zur Halbinsel Giens bewundern.

Am Nachmittag erreichten wir unser Ziel Carqueiranne, wo wir im Haus von Elke und Fritz (= Rudi's Bruder) herzlich empfangen wurden.


Sa, 22.5.: Carqueiranne

Angenehm der Aufenthalt in Carqueiranne, einem touristisch erschlossenen aber noch nicht überlaufenen Ort mit viel südfranzösischem Flair. Und zu Mittag begann dann die fröhliche Feier zum 60. Geburtstag von Fritz...

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