Graz - Linz(11. bis 13. Juli 2003, 254 km)Diese Strecke ist landschaftlich so schön, dass ich ihr (obwohl sie nur 250 km lang ist) eine eigene Webseite widme. Sie führt über den Hauptkamm der Alpen. Der Pass, der dabei zu überwinden ist, ist 1200 m hoch. Hoch genug, um trotz Hochsommer die klare, reine und am Vormittag angenehm kühle Gebirgsluft geniesen zu können. Aber nicht so hoch, dass das schwer bepackte Reiserad zu einer unangenehmen Belastung wird. Teils auf Radwegen, teils auf guter breiter Nebenstraße geht es zunächst im immer enger werdenden Murtal über Bruck nach Leoben. Dann auf sehr gut ausgebauter, verkehrsarmer Pass-Straße hinüber nach Eisenerz, und weiter auf dem Radweg entlang der Enns bis zur Donau in der Nähe von Linz. Der Ennstal-Radweg ist (wie der Murtal-Radweg) stets sehr gut ausgeschildert. Im oberen Ennstal, wo das Tal noch sehr eng ist und die Berge zu beiden Seiten steil aufragen, verläuft er auf der gut ausgebauten, verkehrsarmen Straße. Später wird das Tal langsam breiter und die Berge werden immer niedriger. Hier geht es abseits der Straße auf einem fast immer gut asfaltierten, gut geführten und gut ausgeschilderten Radweg bis ins breite, flache Donautal. Insgesamt waren das trotz viel Gepäck und mehreren Gewittern drei bequeme und genussreiche Tage.Nördlich von Graz wird das Murtal enger Das Murtal wird nördlich von Graz allmählich schmäler. Es bleibt dabei aber immer so breit, dass die Bahnlinie, eine vierspurige Bundesstraße, die alte Landstraße und ein gut asfaltierter und gut geführter Radweg Platz haben. Der Radweg verläuft neben der alten Landstraße oder, wenn es das Tal erlaubt, abseits davon durch Wiesen, Wälder oder schmucke Ortschaften.
Reizvolle Kleinstädte entlang des Murtal-Radweges Frohnleiten ist so ein schmucker Ort im Murtal. Aber auch Bruck an der Mur lädt zum Verweilen ein. In Bruck und in Leoben gibt es außer einer größeren Anzahl von Gasthöfen, Cafes und Restaurants auch eine Fußgängerzone mit vielen Fachgeschäften und mit Filialen verschiedener Supermarktketten.
In Österreich gibt's sogar spezielle Verkehrsschilder für Radwege Das muss man den Österreichern lassen: Mindestens die Fernradwege sind regelmäßig sehr gut geführt, gut ausgeschildert und in sehr gutem Zustand. Ganz offensichtlich gibt es in Österreich, ähnlich wie in der Schweiz, schon seit längerem eine zentrale Stelle (Behörde oder wie in der Schweiz einen Träger, der im staatlichen Auftrag handelt), die sich mit viel Erfahrung und Sachkenntniss, dem nötigen Engagement und einem ordentlichen Budget um die Fernradwege kümmert. In Deutschland ist die Situation, insbesondere was Fernradwege betrifft, leider ganz anders. Hier hängt der Bau und Unterhalt der Radwege von dem mehr oder weniger großen Einsatz des jeweiligen Landkreises oder der jeweiligen kreisfreien Stadt ab. Oft gibt es statt echter Klasse nur ein verwirrendes Durcheinander schlecht geführter oder schlecht unterhaltener Radwege. Am Geld scheint es auch in Deutschland nicht zu fehlen, wohl aber an der Sachkenntnis und am sinnvollen Einsatz der Mittel.
Noch wird die Tradition an der Eisenstraße gepflegt In Leoben verlasse ich endgültig das Murtal und fahre auf der sehr gut ausgebauten, verkehrsarmen "Eisenstraße" hinauf auf Präbichl, den einzigen richtigen Pass der Strecke und damit auf die andere Seite des Alpen-Hauptkamms. Noch heute wird in Leoben Eisenerz verhüttet, das nördlich des Passes abgebaut wird. Das Erz wird zwar nicht mehr mit der Eisenbahn über den Pass transportiert. Die gewundene Strecke mit ihren vielen Tunnels und Viadukten existiert aber noch. Ebenso kann man in Vordernberg noch das frühere Radwerk und die gewaltigen Versorgungsanlagen für den ehemaligen Dampfbetrieb auf der Strecke besichtigen. Für Eisenbahnfans und Modelleisenbahner ist Vordernberg eigentlich ein absolutes Muss. Interessant sind sicherlich auch die Bergwerksmuseen und die Führungen in Vordernberg und in der Kleinstadt Eisenerz.
Nicht mehr weit zum Pass Trotz der bedeutenden industriellen Vergangenheit hat die Schönheit der Alpenlandschaft an der Eisenstraße keinen Schaden genommen.
Auf dem Präbichl (1227 m) Im Winter findet man hier am Pass ein ausgedehntes Schigebiet. Jetzt im Sommer ist es angenehm ruhig. Die Gegend bietet sich an für ausgedehnte Bergwanderungen.
Nach vielen schönen km zwischen hohen Bergen, wird das Ennstal langsam breiter Die Abfahrt vom Pass führt einen zunächst zur Stadt Eisenerz und weiter durch ein enges, dicht bewaldetes Tal, in dem neben der Straße ein Wildbach rauscht. Erst dann kommt man ins Ennstal. Dieses ist zunächst tief eingeschnitten zwischen hohen Bergen. Erst später wird das Ennstal allmählich breiter und die Berge zu beiden Seiten sind nicht mehr so hoch und nicht mehr so steil.
Steyr, die erste Stadt nördlich der Alpen Bei Steyr hat die Enns endgültig das Gebirge verlassen. Beiderseits des Flusses gibt es nur noch flache Hügel. Steyer (ca. 38.000 Einwohner) ist die erste mittelgroße Stadt seit Graz. Während der Woche ist hier zwischen den vielen Geschäften in der Fußgängerzone wohl viel mehr los als auf dem Bild. Jetzt, an einem heißen Sommer-Sonntag-Nachmittag, haben nur einige Cafes und Gaststätten geöffnet.
Barock-Kirche in Steyr an der Mündung des gleichnamigens Flusses In Steyr mündet ein anderer Gebirgsfluss in die Enns, der Fluss Steyr. Er hat der Stadt den Namen gegeben. Die Stadt ist nicht nur geografisch durch den hier mündenden Fluss Steyr zweigeteilt, auch wirtschaftlich. Auf der südlichen Seite der Mündung liegt die Innenstadt mit den Geschäften und dem Zentralplatz. Auf der anderen (nördlichen) Seite der Steyr-Mündung dominieren die klerikalen Gebäude.
Talsperre am Unterlauf der Enns zwischen der Bezirkshauptstadt Steyr und der Mündung der Enns in die Donau Wasserkraftwerke gab es auf meiner Fahrt entlang der Enns schon mehrere. Unterhalb von Steyer ist schließlich auch Platz für einen Stausee, der groß genug ist, dass Segelboote darauf kreuzen.
Am Pichlingsee bei Linz Eigentlich wollte ich an der Enns-Mündung die Donau überqueren, dann auf dem gegenüberliegenden Donau-Ufer dem Donauradweg folgenden stromaufwärts nach Linz radeln und irgendwo in der Nähe des Donau-Radwegs übernachten. In der Kleinstadt Enns, etwa 6 km vor der Mündung, rieten mir jedoch einheimische Radler, diesseits der Donau zu bleiben und neben der Bundesstraße 1 in Richtung Linz bis zum Zeltplatz am Pichlingsee zu fahren. Der Tip war goldrichtig. Der Pichlingsee ist ein sehr großer ehemaliger Baggersee, der von der Stadt Linz inzwischen zu einem gepflegten Badesee mit Sanitäranlagen, Duschen, mehreren kleinen Lokalen und einem Campingplatz ausgebaut wurde. Alles ist sehr gepflegt, und auf dem fast leeren Campingplatz kam niemand zum kassieren. Lediglich die Züge auf der etwa 100 m entfernten Bahnlinie stören etwas. Ich habe hier aber bestens geschlafen.
Hauptplatz in Linz Am nächsten Vormittag erreichte ich gut ausgeschlafen Linz. Vom Pichlingsee bis ins Stadt-Zentrum folgte ich einem gut geführten Radweg. In anderen großen Städten auf meiner Reise war die Fahrt durch die Vorstädte bis ins Zentrum selten so problemlos wie hier. In der Innenstadt von Linz gibt es nicht zuletzt deshalb wohl auch so viele Radfahrer - Einheimische und die Gäste vom Donauradweg. Alles Leute, die zusätzliche Kaufkraft in die Stadt bringen, ohne dass die Stadt dafür viel Geld für zusätzliche Verkehrsflächen und Parkplätze aufbringen musste. Insgesamt ist die Stadt dadurch nicht nur angenehmer wegen der fehlenden Verkehrsstaus, sondern auch attraktiver als viele andere vergleichbar große Städte.
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